
Visit Boltenhagen




Ostseeschnack
Ob man seinen Lebensmittelpunkt im Ostseebad Boltenhagen resp. im Klützer Winkel hat oder nur als gern gesehener Gast den Strand für ein paar Wochen genießt - es gibt immer etwas zu beobachten und mitzuteilen.
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Der Bauhof im Ostseebad





Anton geht am Strand entlang, will die herrliche klare Luft genießen, jetzt, wo der Nebel verschwunden ist, und seine Schuhe treten immer wieder auf diesen alten Seetang, der dort rumliegt. Das macht keinen Spaß. Warum räumt den niemand weg. Jetzt im Winter haben die Leute vom Bauhof Zeit, meint Anton. Dass das nichts mit Zeit, Wollen oder Können zu tun hat, das kann er auch nicht wissen. Das hängt mit der StALU zusammen, den Jungs vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Schwerin. Die haben vor einigen Jahren beschlossen, dass der Seetang zwischen dem 01.10. und 31.03. nicht vom Strand entfernt werden darf. „Ach so“, wirft Anton ein, „deshalb sieht der Strand jetzt so unaufgeräumt aus.“
Klar, Anton ärgert sich darüber, weil er im Sommer schon vor dem Brötchenholen am Strand läuft, der dann wie eine frisch polierte Glatze ausschaut, keine Löcher, keine Unebenheiten. Jetzt im Winter bleibt der Seetang an den Schuhen hängen. Dafür bezahlen die Gäste Kurtaxe. Du musst wissen, dass der Anton die sowieso nicht abdrückt, der wohnt nämlich hier.
„Das heißt nicht Kurtaxe. Kurbeitrag ist die richtige Bezeichnung“, hat letztens noch der Kurdirektor einem Gast erklärt, als der fragte, wofür die zu bezahlen ist. Du musst wissen, dass diese Abgabe letztlich dafür verwendet wird, dass sich die Urlauber im Ostseebad wohlfühlen.
Daran hat der Bauhof einen sehr großen Anteil. Das ganze Jahr hindurch. Im Sommer mehr als im Winter, obwohl dann noch der Streudienst hinzukommt, Bäume schneiden, Urlaub machen, weil das in der Hochsaison nicht so richtig klappt. Mehr Zeit ist in der kalten Jahreszeit auch nicht, die Arbeiten werden nur anders gewichtet.
Und im Sommer? Du musst mal schauen, was da so läuft. Während sich die Gäste noch im Bett umdrehen, werden die ersten Papierkörbe geleert, die Spielplätze gecheckt, der über vier Kilometer lange Sandstrand vom Seegras befreit. Und wenn der Wind über die See fegt, kommt oft Strandgut an, das entfernt werden muss. Auch am Wochenende. Dann noch bei der Vorbereitung der Veranstaltungen viele technischen Arbeiten erledigen. Und weißt du was? Nach den Veranstaltungen hängt so manches Utensil in den Büschen oder liegt am Strand herum. Das glaubst du nicht, was manche liegenlassen. Auch das muss weg, alles schick für den neuen Tag machen. Wieder sind die Bauhofler gefragt.
Und fast alle sind gut drauf. „Irgendwer muss es ja machen. Und ich arbeite gern hier“, hat kürzlich die weibliche Dienstleisterin vom Bauhof zum Anton gesagt. Das ist eine gute Einstellung. Wenn alle mehr Ordnung halten würden, würde der Job noch mehr Freude bringen. Ist nicht immer so wie im Winter, dass manches wie von Geisterhand verschwindet. Da kannst du aber gucken. StALU hin oder her, das Meer holt sich den Seetang oft selbst zurück. Dann kannst du die gierigen Wellen kommen sehen. Danach hat auch Anton nichts mehr zu nörgeln. Nix mehr mit Seetang an den Schuhen, Anton.
Burckhard Specht, 19.02.2025
Hierzu auch "Die anderen Jahreszeiten" und "Was war und was wird kommen" lesen.